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FEHLGEBURT

Fallbeispiel der Patientin U.

  • Alter 35 Jahre alt

  • Verheiratet

  • Kinderwunsch besteht seit 3 Jahren

  • 2 Fehlgeburten in der Anamnese: Frühstabort in der 5. SSW und Missed Abortion in der 9. SSW (Grund der Behandlungsanfrage)

  • Der erste Termin wurde zwei Wochen nach der OP vereinbart.

  • Gesamte Behandlungsdauer -> 5 Termine

  • Therapiewunsch: den belastenden Gefühlen und Empfindungen einen Raum geben und eine emotionale Entlastung erleben.

  • Gesamtbelastung am Anfang der Behandlung auf der Scala von 0 bis 10 -> 9

  • Gesamtbelastung am Ende der Behandlung auf der Scala von 0 bis 10 -> 3

2. Sitzung

Hier fangen wir an, an den konkreten Situationen, Gefühlen, Gedanken zu arbeiten. 

Die Patientin berichtete, dass sie nach der diagnostizierten verhaltenen Fehlgeburt eine absolute Leere verspürte. Dann wurde die Leere mit einem "starken seelischen Schmerz" gefüllt, der diffus und überall verteilt war. Der Schmerz war intensiv und machte sie handlungsunfähig.

Hier war unser Ziel, den Schmerz bewusst wahrzunehmen, zu würdigen und zu verstehen, dass der Schmerz eine Berechtigung hatte, da zu sein. Kunsttherapeutisch hat die Patientin nach meiner Anweisung ihr inneres Schmerzbild auf das Papier gebracht. Ihr inneres Bild für den Schmerz war die grenzlose Dunkelheit: "Alles schwarz vor den Augen." (Abb.1) Somit haben wir der Emotion Raum gegeben, über die Emotion gesprochen, die Emotion zum Ausdruck gebracht. 

Hier möchte ich kurz erläutern, wie die Methode funktioniert. Es ist so, dass die Bilder unsere Emotionen durch die Beeinflussung von Amygdala (Gebiet im Gehirn, welches an emotionalen Reaktionen beteiligt ist) steuern können. Wenn unangenehme Bilder in Bezug auf ein schmerzhaftes Ereignis im Gedächtnis abgespeichert wurden, kann man das ändern.[1] "Werden die Bilder in Ordnung gebracht, verändern sich die Emotionen und somit das Leiden."[1]

 

So habe ich der Patientin vorgeschlagen das Bild zu verändern und z.B. "der grenzlosen Dunkelheit" eine Grenze zu setzten oder einen Ort zu zuweisen. 

Die Patientin malte ein neues Bild. Sie malte eine Glasvase gefüllt mir der schwarzen Substanz (die Erde) (Abb.2). Den Hintergrund malte Sie in der Farbe Terracotta, was eine Zigelsteinwand ihres Gartenhäuschen darstellen sollte, wo sie die Vase imaginativ abgestellt hat. "In diese Erde kann ich später Blumen einpflanzen."(Ressourcenorientierte Zukunftsperspektive). So haben wir das alte Schmerzbild mit dem neuen Bild quasi ersetzt.

Was hat das gebracht? Sie verspürte weiterhin den Schmerz, konnte sich aber vom Schmerz distanzieren. Sie spürte, dass der Schmerz da ist, aber nicht überall, sondern an einem bestimmten Ort. Sie hat sich nach der Übung handlungsfähig gefüllt und hatte jetzt innere Ressourcen, sich mit der Erinnerung an die Ultraschalluntersuchung auseinanderzusetzen und den Trauerprozess zu beginnen.

  • ​Belastung am Anfang der Sitzung auf der Scala von 0 bis 10 -> 9

  • Belastung am Ende der Sitzung auf der Scala von 0 bis 10 -> 5

 

Abbildung 1​

Abbildung 2

3. Sitzung

Hier bearbeiten wir mittels der traumtherapeutischen Methoden EMDR die Erinnerung an den schwierigsten Moment (Details zu der Methode finden Sie auf dieser Internetseite im Abschnitt "Traumatherapie").

  • ​Belastung am Anfang der Sitzung auf der Scala von 0 bis 10 -> 10

  • Belastung am Ende der Sitzung auf der Scala von 0 bis 10 -> 4

4. Sitzung

In der 4. Sitzung haben wir die Phasen, die Dauer und den Verlauf des Trauerprozesses besprochen. Wir haben festgestellt, in welcher Phase sich die Patientin aktuell befindet. Ich erklärte der Patientin, welche Instrumente/Übungen sie in den einzelnen Phasen machen kann, um den Verlauf dieser Phasen zu unterstützen. 

Ein wichtiges Instrument war dabei, die Trauerrituale in den Alltag einzubauen und sie auf eine bestimmte Zeit und eine bestimmte Dauer festzulegen. 

In folge des Trauerprozesses ist auch dieses Bild (Abb.3) entstanden. Auf diesem Bild konnte die Patientin sowohl ihren Verlustschmerz als auch ihre Liebe zu dem Kind und ihre Trauer zum Ausdruck bringen. Sie fotografierte das Bild und benutzte es in ihren Trauerritualen. 

Abbildung 3

 

 

 

 

 

 

[1] Bettina Egger, Jörg Merz (2013): Lösungsorientierte Maltherapie. Wie Bilder Emotionen steuern. Verlag Hans Huber, Bern.

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Therapiebeispiel (ausgewählte Sitzungen)

1. Sitzung

Die Therapie beginnt immer mit einem Anamnesegespräch, in dem die Situation der Patientin/ ihr Grund für die Therapie geschildert wird, wichtige Informationen/Fragen abgeklärt werden, Therapiewünsche und - ziele formuliert werden. In diesem Gespräch fanden  z.B. die Patientin U. und ich heraus, welche schwierige Situationen sie in ihrem Leben bereits gemeistert hat, was ihr dabei geholfen hat und welche Stärken und Ressourcen sie hat. Auf diese positive Erfahrung aus ihrem Leben, konnte sie sich in den schwierigen Momenten während dieser Therapie stützen.

Des Weiteren habe ich der Patientin U. die Therapiemethoden vorgestellt und  erklärt, wie die Therapieziele mittels dieser Methoden erreicht werden können.

Die Übung "Sicherer Ort": Wir erarbeiten gemeinsam einen imaginären sicheren Ort, wohin die Patientin flüchten kann, wenn es für sie unerträglich wird und schließen die Sitzung mit einer Entspannungsübung ab.

Therapie-Sitzung
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